Ob es damals schon zur Gründung einer Schützengesellschaft kam, ist heute nicht mehr bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass spätestens um 1350, als die Stadt von den Herren von Falkenstein um eine Handwerkersiedlung erweitert wurde, wehrfähige Hainer Bürger sich zu einer zunftartigen Bürgerwehr zusammenschlossen. Die Schützen waren damals noch mit Armbrust, Harnisch, Hellebarden und Sturmhut ausgerüstet. In der ältesten Kellereieinrichtung aus dem Jahre 1428 tauchen erstmals Ausgaben in Höhe von 5 Gulden und 3 Schillingen für neue Armbrüste auf.
Die Hainer Schützen wurden zum Glück nie in ernsthafte kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt. Vielmehr wurden sie zum Schutze ihres Landesherren, der bis zum Aussterben des Grafen Ferdinand von Isenburg-Philippseicheich im Jahre 1920 gleichzeitig Oberschützenmeister war, eingesetzt. Deshalb trug der Verein bis in die sechziger Jahre den Namen „Privilegierte Schützengesellschaft Dreieichenhain“. Das Privileg bestand darin, dass die Stadt dem Verein ein Schießgelände zu Verfügung stellen musste und der regierende Graf das Amt des Oberschützenmeisters einnahm.1433 werden die Schützen auch als Hüter der Weingärten erwähnt. Urkundlich wurde die Schützengesellschaft aus dem Hayn erstmalig bei einem Armbrustschießen 1538 in Büdingen erwähnt. Im Jahre 1560 kam es dann zur eigentlichen Gründung der Schützengesellschaft. Aus den Akten des Staatsarchivs in Darmstadt geht hervor, dass der neu gegründete Verein 1573 zum ersten Male in der Öffentlichkeit bei dem Landesschießen in Darmstadt in Erscheinung trat. 17 Schützen beteiligten sich an diesem Wettkampf.
Mit der Einführung des Schießpulvers wurden die Schützen mit Gewehren ausgerüstet. In einer Verordnung des Grafen von Isenburg aus dem Jahre 1578 finden sich erstmals genauere Angaben über die Tätigkeit der Schützen.
Den 30-jährigen Krieg, während dessen Verlauf viele deutsche Schützengesellschaften erloschen, hat die Hainer Schützengesellschaft unbeschadet überstanden. Allerdings waren die Sitten so verwildert, dass der Graf Wilhelm Moritz von Isenburg und Büdingen am 2. Januar 1722 den Hainer Schützen eine neue Schützenordnung, die einen genauen Einblick in die damaligen Bräuche und Regeln erlaubt, auferlegte.
Weiterhin geht aus dem Schreiben vom 14. November 1848 der GROSS-HERZOGLICHHESSISCHEN REGIERUNGS-COMMISSION DES REGIERUNGS-BEZIRKS DARMSTADT hervor, dass eine Bürgerwehr gebildet werden sollte.
Anno 1870 wurde nämlich der Antrag auf Erneuerung des Schießtandes und Schadloshaltung der weggefallenen Revenuen an den Gemeindevorstand gestellt. Das zur damaligen Zeit so genannte „Alte Schießhaus“ wurde im Jahre 1712 von der Gemeinde erbaut. Es befand sich zwischen der heutigen Schiessbergstrasse und der Stadtmauer. Das alte Schießgelände wurde aufgeteilt und mit Wohnhäusern bebaut. Durch die Bebauung außerhalb der Stadtmauern entsprach das Gelände nicht mehr den polizeilichen Vorschriften. Der Schießbetrieb musste eingestellt werden. Der Antrag wurde von Bürgermeister Jost und den Gemeinderäten gebilligt, und die Bestätigung durch das Kreisamt erfolgte am 15. Juni 1870.
In dieser Gemeinderatssitzung wurde schließlich über die Frage abgestimmt, ob die jahrhundertealte „Schützengerechtigkeit“ erhalten werden sollte. Was verstand man unter Schützengerechtigkeit? Also jeder hiesiger Bürger hatte das Recht, sich an dem Bürgerschießen zu beteiligen und die Revenuen mit auszuschießen. Die Revenuen waren die vom Schießplatz erzielten überschüssigen Einnahmen vom Wiesengrund und der Ertrag der angepflanzten Obstbäume. Die Revenuen wurden auf 60 Gulden jährlich festgelegt.
Für den Wiederaufbau des Schießhauses wurden von der Gemeinde 200 Gulden bewilligt, dafür flossen ab 1. Januar 1871 die Pachten für die Wiesen auf dem alten Schützengelände in die Gemeindekasse. Der neue Schießplatz war das Alimentstück des Heinrich Heil II. von hier, gelegen hinter dem Friedhof an der Spitze der Enggasshügel- und Breitenhaagwegschneise von Westen nach Osten ziehend, längs des Waldsaumes. Heinrich Heil II. wurde durch ein anderes Alimentstück entschädigt. Das neue Schießhaus sollte am 25. Juni 1871 eingeweiht werden, aber wegen ungünstiger Witterung musste die Feier auf den 2. Juli verlegt werden. Die Festrede hielt Bürgermeister Jost.
Am Schießen nahmen 26 Schützen teil, u. a. Oberschützenmeister Seine Erlaucht der Herr Graf zu Philippseich, fünf Schützen aus Neu- Isenburg, drei aus Darmstadt, drei aus Götzenhain, einer aus Egelsbach, sieben aus Langen. Auch ein Schütze aus Frankfurt mit dem alten Hainer Namen Holzmann nahm teil. Der Protokoller in diesem Jahr war Herr Weimar.
Der neue Schießtand wurde nun fleißig benutzt. Bis zum Jahre 1880 waren es 20 bis 25 eingetragene Mitglieder. An den festgelegten Schieß-Sonntagen waren 10 bis 15 Schützen auf dem Stand. Ab 1887 waren nur 16 Mitglieder eingetragen, hiervon nahm die Hälfte am Schießen teil. Die Zahl blieb bis zum Jahre 1920 fast dieselbe. Von nun wirkte der Schütze Phil. Gräser als Werber für die Schützensache und schon im Oktober 1923 waren 32 eingetragene Mitglieder verzeichnet.
Zu dieser Zeit wurde die Odenwälder Schützenvereinigung ins Leben gerufen, der dann auch unser Verein beigetreten ist. Diese Schützenvereinigung war eine Untergliederung des „Mittelrheinischen Schützenbundes“. Jedes Jahr wurde nach der Gründung der „Odenwälder Schützenvereinigung“ ein „Odenwälder Verbandsschießen“ abgehalten. Bei der Delegiertenversammlung der Vereinigung wurde 1925 beschlossen, das nächste Verbandsschießen in Verbindung mit einem Jubiläums- und Preisschießen 1926 in Dreieichenhain abzuhalten. Bei diesem Preisschießen zeigte es sich schon, dass viele Schützen zum Kleinkalibergewehrschießen übergingen. Das Schießen mit der Feuerbüchse war zwischenzeitlich für viele Schützen zu kostspielig geworden. Der breiten Masse war es daher nicht mehr möglich, an dem Schützengeschehen teilzunehmen. Es wurden also drei Kleinkaliberstände gebaut. Die Folge war natürlich, dass das KK-Schießen sowie das Schützentum einen gewaltigen Aufschwung erlebten.
Nachzutragen ist noch, dass zu Fabian 1927 Satzungsänderungen vorgenommen wurden. Der alte Brauch, dass der jedes Jahr abgehende der 1. Schützenmeister für das kommende Jahr den 2. Schützenmeister bestimmte, wurde geändert. Der Vorstand wurde von ab dann von allen Mitgliedern bei der Generalversammlung gewählt. Nach dieser Satzungsänderung wurde Johann Georg Winkel zum 1. Schützenmeister und Heinrich Schomann zum 2. Schützenmeister gewählt. Beide wurden daraufhin jedes Jahr von der Generalversammlung bis zur Vereinsauflösung 1945 in ihrem Amt bestätigt. Die damalige alliierte Militärregierung verbot jegliche Art des Schießens und löste auch sämtliche Schützenvereinigungen auf.
1951 wurden dann wieder der Hessische und der Deutsche Schützenbund neu gegründet, und 1954 kam es schließlich zur Neugründung der Schützengesellschaft in Dreieichenhain. Geschossen wurde zunächst in der Kegelbahn des Gasthauses „Zur Krone“ auf vier Luftgewehrschießständen. Viele fanden Gefallen an dem Schießen mit Luftgewehr und der Verein erlebte einen großen Aufschwung. Heinrich Schomann übernahm dann das Amt des 1. Vorsitzenden. Das Schießen auf den noch bestehenden alten Schießständen war nicht mehr möglich, da dieselben kurze Zeit später der Erweiterung der Stadt zum Opfer fielen.
Leider ging während des Krieges die Hayner Schützenfahne aus dem Jahre 1769 verloren. Bis zu ihrem Verschwinden aus dem Dreieich- Museum zählte diese Fahne zu den ältesten Schützenfahnen Deutschlands.
Der Gedanke nach einer neuen Schießanlage für Feuerwaffen trat wieder in den Vordergrund. Durch das Privileg war die Stadt Dreieichenhain dazu verpflichtet, einen geeigneten Platz für den Bau eines neuen Schießtandes zur Verfügung zu stellen. Das passende Gelände wurde gefunden, geplant, und 1959 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauzeit betrug vier Jahre, da der größte Teil der Bauarbeiten in wie bei uns üblich in Selbsthilfe ausgeführt wurde.
Der Verein beteiligte sich seit der Wiedergründung an sämtlichen Rundenkämpfen des Hessischen Schützenverbandes, sowie an den Kreis-, Landes -und Deutschen Meisterschaften. Grosse Preisschießen wurden besucht, so das Unterfränkische Landesschießen 1957 in Aschaffenburg, das 22. Deutsche Bundesschießen 1961 in München und 1965 das letzte Deutsche Bundesschießen in Hannover.
Auf der am 29.6.1963 eingeweihten Schießanlage am Birkenweg herrschte reger Schießbetrieb, bis im Mai 1965 ein Nachbar sich durch die Schießgeräusche belästigt fühlte und mit einem Prozess drohte. Der Schießbetrieb wurde nach eingehender Beratung im Vorstand nicht eingestellt. Doch was zu erwarten war kam. Der Nachbar verklagte die Schützengesellschaft und es kam zum Prozess am Landgericht Frankfurt. Im April wurde das Urteil gesprochen. Schießverbot für Feuerwaffen!
Zwischenzeitlich verstarb am 25. März 1966 der langjährige 1. Vorsitzende Heinrich Schomann im Alter von 65 Jahren. Sein Nachfolger wurde Heinz Stroh und von 1969 bis 1998 leitete Hainz Steinheimer als 1. Vorsitzender in ununterbrochener Folge die Geschicke der Schützengesellschaft 1560 bis ihm Horst Stroh nachfolgte.
Schwere Zeiten kamen nun für den Verein. Viele Schützen wechselten zu Nachbarvereinen, da auf der Schießanlage nur noch mit Luftgewehr und Luftpistole geschossen werden konnte. Es wurde wieder viel geplant für ein neues Schützenhaus und im August 1969 beschloss der Magistrat der Stadt Dreieichenhain das vorhandene Schützenhaus aufzukaufen und dem Verein ein neues Gelände in der Nähe des Vereins für Hundefreunde und dem Sportverein Dreieichenhain zur Verfügung zu stellen, um somit ein neues Sportzentrum zu schaffen. Doch die anliegenden Vereine äußerten sofort Bedenken gegen die geplante offene Schießanlage. Um nun alle Bedenken endlich für immer aus dem Wege zu räumen, wurde im März 1972 der Antrag gestellt zu überprüfen, ob es nicht ratsamer wäre, den bestehenden Schießtand zu einer geschlossenen Anlage umzubauen. Dieser Antrag wurde vom Magistrat überprüft und am 13. März 1973 gab die Stadtverordnetenversammlung grünes Licht für den Aus- und Umbau der bestehenden Anlage in eine geschlossene Schießanlage. Weiterhin beschlossen am 16. September 1975 die Stadtverordneten das Gelände am Birkenweg 36 der Schützengesellschaft kostenlos zu übereignen, um sich damit von den Verpflichtungen des schon Jahrhunderte bestehende Privileg lösen zu können. Nach fast vierjähriger Bauzeit konnte am 12. März 1977 die umgebaute und erweiterte Schießanlage ihrer Bestimmung übergeben werden und die Dreieichenhainer Schützen waren einer der ersten Vereine überhaupt mit einer geschlossenen Schießanlage für Feuerwaffen.
Nun konnte wieder der Schießbetrieb ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Zwischenzeitlich wurde auch eine Bogensportabteilung gegründet und ein Bogenschießplatz für diese Abteilung angelegt.
Der Verein beteiligt sich seither an sämtlichen Rundenkämpfen des Hessischen Schützenbundes, sowie an Kreis-, Landes- und Deutschen Meisterschaften. Den größten Erfolg ihrer Geschichte feierte die Schützengesellschaft am 5. Mai 1978 als Gertrud Steinheimer in Düsseldorf als erste Frau Bundesschützenkönigin wurde.
Im Jahre 1999 wurde das Dach über den Schießständen undicht und der damalige Vorstand beschloss einen Luftgewehrstand über den Gewehr- und Pistolenständen im Erdgeschoss zu errichten. Nach Lösung einiger Probleme wurde im Oktober 2006 mit dem Abriss des Dachstuhls begonnen und im August 2007 konnte das erste Obergeschoss eingeweiht werden. Es entstanden 11 Druckluftwaffenstände, ein Auswertzimmer, ein Vorstandszimmer, ein Umkleideraum und zwei Lagerräume.
Auch sportlich entwickelte sich der Verein weiter, und mehrere Mannschaften konnten sich schon zur Teilnahme an verschiedenen deutschen Meisterschaften qualifizieren. Unsere Schützen Norbert Och und Petra Leonhardt entwickelten sich zu hervorragenden Vorderladerschützen und erreichten hessische und deutsche Titel. 2005 errang Norbert Och den deutschen Meistertitel mit dem Perkussionsrevolver. Beide schossen im Hessen – und Deutschen Kader und errangen bei Europa – und Weltmeisterschaften im Einzel und mit der Mannschaft hervorragende Platzierungen. Bei der deutschen Bogenmeisterschaft 2009 errang Norbert Och einen 10. Platz. Auch die Jugend konnte in den vergangenen Jahren beachtliche Erfolge erringen. Bei den offenen deutschen Meisterschaften der DSU konnte Patrick Stroh viermal den deutschen Meistertitel erringen. Marion Brabänder, Abdullah Karakurt, Christoph Stroh und Christian Just erreichten mehrere zweite und dritte Plätze.
Heute verfügt der Verein über rd. 200 Mitglieder und es werden folgende Waffenarten geschossen: Bogen, Luftgewehr, Luftpistole, Kleinkalibergewehr, Sportpistole, Vorderlader (Gewehr, Pistole, und Revolver), Ordonnanz- Gewehr und Unterhebelgewehr. Die Trainingstage sind Dienstag, Freitag und Sonntag, die Bogenabteilung trainiert Mittwochs, Donnerstags und Sonntags. Für alle Sportarten stehen dem Verein lizenzierte Trainer zur Verfügung. Am 01. April 2010 hat sich der Verein der Deutschen Schießsportunion (DSU) angeschlossen und nimmt auch den deren Meisterschaften teil. Die Schützengesellschaft 1560 Dreieichenhain e.V. hat seit ihrem Bestehen viele Höhen und Tiefen durchgestanden, und hat dabei immer alles mit ihrem Schützengeist überwunden.
ES IST DER WUNSCH ALLER SCHÜTZEN, DASS DIE SCHÜTZENGESELLSCHAFT AUCH IM 5. JAHRHUNDERT IHRES BESTEHENS WEITER SCHÜTZENGESCHICHTE SCHREIBEN WIRD!